Dance Together-Stand Together

„So was gibt’s in Nürnberg!?“ – Flucht und Ausgrenzungen bekommen ein Gesicht – Unsere Zusammenarbeit mit dem Club 402

Angefangen hatte alles schon im letzten Winter. Einige unserer Falken-Kindergruppen organisierten Weihnachtsgeschenke für die Kinder aus der Gemeinschaftsunterkunft Regensburger Straße, die dann von uns beim Winterfest im Club 402, einem offenen Jugendtreff der AWO neben dem Gelände der Flüchtlingsunterkunft, überreicht wurden. Dieser Besuch hat uns allen sehr gut gefallen, aber auch betroffen gemacht.

Einige von uns waren zum ersten Mal in der hell-türkisen Containersiedlung in der Regensburger Straße. Einsam und isoliert ist es hier, am südöstlichen Ende Nürnbergs, zwischen Fischbach und Frankenstadion. Rund 150 Flüchtlinge sind hier notdürftig untergebracht. Sie kommen aus den unterschiedlichsten Ländern und sind teilweise traumatisiert von Krieg und Flucht. Alle kamen in der Hoffnung auf ein besseres Leben.

Circa ein Drittel der BewohnerInnen des Lagers sind „unbegleitete Minderjährige“, d.h. Jugendliche, die die Strapazen der Flucht entweder alleine auf sich genommen haben oder während der Reise ins Ungewisse von ihren Familien getrennt wurden.
Ihr Alltag ist geprägt von erdrückender Enge, Verunsicherung und Konflikten. Mindestens zwei Menschen teilen sich die 16 Quadratmeter, die ein Container bietet. Jugendliche, die auch ohne Flucht- und Diskriminierungserfahrungen vor immensen Entwicklungsaufgaben stehen, leben hier auf engstem Raum zusammen, auch wenn sie sich (zunächst) völlig fremd sind. Flucht und Ausgrenzung bekommen ein Gesicht – Eindrücke die bleiben – auch in unseren Köpfen.

“ Flucht“ wurde zum Thema in den Gruppenstunden und rasch wurde beschlossen, dass wir die Kooperation mit dem Club 402 fortsetzen wollen. Im Frühjahr entstand dann die Idee, ein gemeinsames Sommerfest auf dem Gelände des Club 402 zu organisieren. Binnen weniger Wochen gründeten wir ein kleines Bündnis und suchten Sponsoren. Diese fanden wir auch und konnten dann am 30.06. dank der finanziellen Unterstützung der DGB-Jugend Mittelfranken,  der Stadt Nürnberg und O²ThinkBig ein buntes und lautes Fest feiern, bei dem Herkunft, Aufenthaltsstatus und der Geldbeutel ausnahmsweise mal keine Rolle spielten.

Unter dem Motto „Dance Together – Stand Together“ feierten wir ein wundervolles Sommerfest, mit insgesamt rund 500 kleinen und großen Besucherinnen und Besuchern.

Während den Konzerten und verschiedenen kreativen Angeboten, wie zum Beispiel „Pimp your shirt“, Button- und Graffiti-Workshops lernten wir uns gegenseitig kennen. Da die Containersiedlung in der Regensburger Straße von sehr vielen Familien bewohnt wird, gab es auch ein aufregendes Mitmach-Programm für Kinder. Mit Riesenseifenblasen, einer Süßigkeiten-Schleuder, einer Kinderschmink-Aktion und dem Spielmobil konnten auch die kleinen Gäste des Festes begeistert werden.

Unser Sommerfest war ein echter Erfolg! Viele Gäste waren zum ersten Mal auf dem Gelände in der Regensburger Straße und bekamen einen ersten Eindruck von der Lebenswirklichkeit der Flüchtlinge. Auch wir knüpften Kontakte und wollen unsere Zusammenarbeit mit dem Club 402 und den BewohnerInnen der Gemeinschaftsunterkunft weiter ausbauen. In Zukunft möchten wir verstärkt Flüchtlingskinder auf unsere Freizeiten und Zeltlager einladen. Dies gestaltet sich jedoch nicht immer einfach, wie die Erfahrungen dieses Sommers zeigen. Die Tatsache, dass Kinder und Jugendlichen auf Grund der immer noch existierenden Residenzpflicht[1] ohne eine Genehmigung der zuständigen Behörde gar nicht auf einen Zeltplatz außerhalb ihres Landkreises fahren dürfen, ist hier noch das kleinste Übel. Viel schwieriger ist die Frage, was wir Falken tun, wenn die Ausländerbehörde auf die Idee kommt vier Kinder während eines Falkenzeltlagers abzuschieben. Wer jetzt denkt, dass derartige Bedenken unbegründet sind, liegt falsch. Folgende Nachricht ereilte uns während der Sommerferien:

Abschiebung während des Kinderferienlagers

Vier Kindern, die derzeit an einem Zeltlager der Falken aus Hamburg und Schleswig-Holstein teilnehmen, droht nach ihrer Rückkehr die Abschiebung nach Mazedonien. Während der Vater bereits in der Nacht zu Samstag im Rahmen einer Sammelabschiebung ausgeflogen wurde, sollen die Mutter, die vier Töchter zwischen sechs und zwölf Jahren und der einjährige Bruder direkt nach dem Ende des Zeltlagers folgen.

Der Anruf der Hamburger Ausländerbehörde erreichte den Landesvorsitzenden der Hamburger Falken, Tilmann Dieckhoff, am Freitagabend um 20:30 Uhr, als die Kinder am Lagerfeuer sangen. Am Telefon erwog die Mitarbeiterin der Hamburger Ausländerbehörde, die sich zum Zeitpunkt des Telefonats in der Wohnung der Kinder in einer Hamburger Flüchtlingsunterkunft befand, die Kinder direkt aus dem Zeltlager abzuschieben. „Allein die Tatsache, dass die Kinder nicht mehr mit der Fähre ans Festland gebracht werden konnten, verhinderte vermutlich die Abschiebung aus dem Ferienlager“, so Tilmann Dieckhoff. Trotzdem ist klar, dass der Vater seine Kinder nach der Rückkehr aus dem Zeltlager nicht vom Bahnhof abholen kann, weil er bereits abgeschoben wurde.

Umso Glücklicher waren wir als wir nach unserem Sommerzeltlager erfuhren, dass in Nürnberg ein Protestcamp von Flüchtlingen aufgebaut wurde. Von August bis Oktober campieren sie am Hallplatz, um gemeinsam mit anderen Flüchtlingen in ganz Deutschland für ihr Bleiberecht und gegen die menschenverachtende Asylpolitik zu kämpfen. Wir hoffen, dass sich ihr Einsatz auf dem Weg in eine bessere Welt lohnt. Wir kämpfen weiter mit, weil die Welt uns allen gehört!

Sozialistische Jugend Deutschland – Die Falken in Nürnberg

 

Joseph, ein Bewohner der Containersiedlung hat seine Impressionen vom Sommerfest im nachfolgenden Bericht festgehalten:

The Last Night In June

After winter comes the spring, nevertheless nature never neglects the summer. It was a warm afternoon and the wardrobe of festival was widely open. Summer outfits were simply on parade. Banners were hanging on the walls of the club 402. Gradual arrivals started making up a big circle of celebrants, celebrants some of whose appearance expressed their ideology of life.

At 16.15pm, SUNBOWL ORCHESTRA, an eight member band was hitting their sticks on bands and metals as their piano made complimentary utterances. The scent of music streamed into the atmosphere. At the left wing of the compound, Mrs A. Günzel was easing the barbecue traffic. However the barbecue aroma was sending out messages that the banners were unable to deliver. Those messages really went beyond the border of the woodland.

 

Moreover, a delegation of four rabbits from the countryside of Altendorf was dancing amid nearby shrubs as witnesses of the joyful evening. The sound of the music was increasing, the circle of celebrants expanding and the faces of a few children been painted by Larissa. The rest of kids were busy dancing with Hula Hoop rings.

 

Suddenly, there was a screech across the road. The driver of the bus number 44 stopped promptly and people turned around to see what was happening. Oh! It was a funny rabbit named Doggy. She was rushing to the summer feast with a squirrel friend of hers named Time will tell. They were both rapping as they crossed the tarred road.

 

Snoop Doggy

Doggy Dog!

Snoop Doggy

Doggy Dog!

 

Doggy had barely arrived the scene when she turned to Time will tell and said, “Didn’t I tell you? In the gallery of the 21st century western life style, it’s somewhat unimaginable to sail the sea of summer without propelling the paddles of barbecue and ice cream. “That’s true”, replied Time will tell. Doggy and Time will tell are two fat friends. They aren’t just fat and funny rather funny and famous. In rabbit republic, Doggy is an esteemed play maker both in words and action.

 

However, immediately Cheikh M´Boup came on stage with his African Dance Drum Circle, figures started filling the dance floor like it was the shores of Miami Beach. The voice of culture echoed from drums as he tapped his fingers on them with rhythmical expertise. His two silver rings glittered extensively in appreciation of the African dance revival.

 

Hours after, burning coals were turning gradually to ashes. Stomachs were filled with food and drinks. Boredom had been conquered by celebration. Two year old Hassan and his football friends were dribbling their balls happily on one corner. Then the music was allowed to fade so that the voices of resident birds would govern for a while. Friendly minded birds on tree-top proclaiming love and liberty. Ah! Summer-Sweet summer!

 

Nature has so beautifully designed life in such a mysterious manner that certain days are destined to wear the royal ornament of sweet sensation and memories. Once again, SUNBOWL ORCHESTRA mounted on stage with a greater musical spectacle. It was 21.15pm. The moon was sitting on the bed of the sky. The clouds were far from sight but the dark wings of the night had started masking the sky slowly, very slowly.

 

Suddenly, entertainment sprang from a fire show as people arrayed on the floor of the out-door basketball court, some bare footed and without T-shirts. They were watching with such enthusiasm that would without doubt remind a poet of the historical moonlight games of the agrarian age. When the fire show ended, one of the band members of SUNBOWL ORCHESTRA started cat crying as he held his microphone high into the air.

 

Put your hands up!

Put your hands up!

To the left – To the right

Put your hands up!

 

Instantly, children and adults clustered on the dance floor like meshed mussels in Irish island. One or two hips were fashioning Shakira – Shakira when a black and white rabbit named Common sense sprang out of the shrubs and ran around with a small placard bearing the inscription:

Thanks to the organizers

And sponsors.

Thank you all. It’s fun.

 

It was really fire. The smoke of fun filled the air and Common sense too dangled her tail in accordance to the Shakira effects. It is unforgettably the last night in June. The twelfth summer after the year 2000 A.D. Its memory will keep crawling like an old tortoise along the pathway of later years.

All Rights Reserved

GreatJoe.

 

 


[1] Die bundesdeutsche Asylgesetzgebung schreibt Flüchtende vor sich an die sogenannte Residenzpflicht zuhalten, das heißt dass Asylsuchende sich nur in dem Landkreis der für sie zuständigen Asylbehörde aufhalten dürfen. Ein Verstoß gegen die Residenzplicht gilt als Straftat.

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