Wider dem Vergessen

Nach mehreren Vorbereitungstreffen und -wochenenden war es zu Beginn der Osterferien endlich soweit, die  SJD – Die Falken aus Nürnberg, München und Augsburg machten sich auf den Weg zur Gedenkstättenfahrt nach Oswiècim.

Schon um 6:45h am Samstagmorgen trafen wir uns am Nürnberger Hauptbahnhof. Von dort fuhren wir mit dem Bus nach Prag. Dann ging es weiter durch Tschechien bis nach Katowize in Polen. Schließlich kamen wir  am Abend in Oswiècim an und bezogen unsere Zimmer. Die Jugendbegegnungsstätte bot uns neben einer tollen und leckeren Verpflegung, Sport- und Freizeitmöglichkeiten auch eine umfassende Bibliothek, gute Referent_Innen und einen umsorgenden Betreuer. Sie organisierte für uns die Führungen durch die Gedenkstätten und ein Zeitzeugen-Gespräch.

Oswiècim ist eine kleine Stadt in Polen. Den meisten ist sie besser bekannt als Auschwitz, denn in Oswiècim und Umgebung errichteten die Nationalsozialisten drei große Konzentrationslager. Die Bewohner der heutigen Stadt legen daher verständlicher Weise viel Wert darauf, von Oswiècim zu sprechen, wenn es um die Stadt geht, denn Auschwitz sind die Konzentrationslager.

 

Besuch im Stammlager

Das Stammlager – Auschwitz I ist eine alte Militärkaserne und stand schon, als die Nationalsozialisten beschlossen dort ein Konzentrationslager zu errichten. Die zum Teil zweistöckigen Häuser wurden ab Februar 1941 mit dreistöckigen Bettgestellen ausgestattet. Auch wurden im Laufe der Zeit immer mehr Baracken gebaut, da das Lager ständig überbelegt war. So waren zum Beispiel in einer Baracke mit 234 Bettgestellen und 702 Strohsäcken zeitweise 1193 Menschen untergebracht.

In  vielen Häusern befindet sich heute die sogenannte Länderausstellung. Diese stellt die Geschichte von Ländern dar, vor Beginn des Naziterrors bis nach dem Krieg 1945. In anderen Baracken türmen sich hinter Glasscheiben Brillen, Haare, Geschirr, alte Dokumente und alte Koffer. Dinge, die den ermordeten Menschen abgenommen wurden, um sie in der Wirtschaft wiederzuverwerten. So wurden z.B. die Haare in eine Filzfabrik zur Weiterverarbeitung nach Roth geschickt. Diese Mengen direkt vor Augen zu haben und zu wissen, dass das nur ein kleiner Teil des grausamen Ganzen ist, erschreckte uns sehr.

auschwitz

Besuch Auschwitz II – Birkenau

Das Konzentrationslager in Birkenau hat bei uns einen bleibenden Eindruck durch seine enorme Größe und dem einprägenden Eingangstor hinterlassen. Betrachtet man das Gelände von dort aus, so sieht man, wenn man nach links blickt, halb verfallene Steinbaracken. Hier waren Frauen und Kinder untergebracht. Schaut man rechts, sieht man unzählige, weit in die Ferne reichende Ziegelschornsteine, die Reste der zahlreichen Holzbaracken, eigentlich Pferdeställe. Die Pferdeställe waren ursprünglich für 52 Pferde gedacht, die Nazis pferchten dort 400-700 Menschen ein.

Getrennt werden diese beiden Bereiche durch die einlaufenden Schienen und die daneben befindliche „Rampe“, der Ort, an dem über Leben und Tod entschieden wurde. Eine Mitarbeiterin der Gedenkstätte führte uns, wie bereits im Stammlager, über das Gelände. Sie wählte dafür den Weg, den auch die für nicht arbeitsfähig befundenen Menschen gehen mussten. Dieser führte unmittelbar zu den Ruinen der Gaskammern und den gleich angeschlossenen Krematorien. Nach der dreistündigen Führung trafen wir uns am auf dem Gelände errichteten Denkmal. Hier gedachten wir schweigend den Ermordeten. Ein bisschen eingefroren kehrten wir im Anschluss wieder in unsere Herberge zurück.

 

Das Zeitzeugengespräch

Nach diesen sehr beeindruckenden und einprägsamen Erfahrungen hatten wir das Glück, uns mit einem Zeitzeugen unterhalten zu können. Wacław Długoborski wurde mit 17 Jahren verhaftet, weil er Mitglied des polnischen Widerstands war, er kam als politischer Häftling nach Birkenau. Er berichtete uns eindrucksvoll von seinem Leben in den Baracken, wo er in verschiedene Arbeitskommandos eingeteilt wurde. Die Zeit habe er nur überlebt, weil er nach einer Lungenentzündung als schonungsbedürftig eingestuft und für verhältnismäßig leichtere Arbeiten eingesetzt wurde. Er musste danach in der Krankenbaracke sowohl Häftlinge als auch Ärzte und Offiziere waschen und hatte dort auch bis zur Befreiung des Lagers sein Quartier. Er schilderte uns auch, dass er nach der Befreiung kein Interesse an der Aufarbeitung des Geschehenen hatte bis zu dem Zeitpunkt als ihm eine Arbeitsstelle in der KZ- Gedenkstätte angeboten wurde. Dies war für uns ernüchternd und enttäuschend zugleich. Unsere danach gestellten Fragen beantwortete er sehr ehrlich.

 

Wir können sagen, dass die Tage in  Oswiècim bedrückende, schöne, aufregende, verweinte, musikalische und auch wütende waren. Und deswegen sagen wir WIDER DEM VERGESSEN – nie wieder Ausschwitz!!

 

Die Falken aus dem UB-Nürnberg