WinterWüstenTage 2016 der Falken Nürnberg im Otto-Felix-Kanitz-Haus

OKH_ansicht „Wir woll’n zusammen leben und nicht im Schließfach, das’n Wohnklo hat“
Aufbruch: Es ist Abend in der Stadt

Mindestens einmal im Jahr fahren wir, die Nürnberger Falken – und auch viele, die noch keine Falken sind – auf Wüstentage. Gerade sind wir von den letzten Wüstentagen ins alltägliche Leben zurückgekehrt… aber was sind eigentlich diese Wüstentage?

Woher der Name wirklich kommt, weiß niemand mehr so ga12660478_1120193274657339_1830350077_nnz genau, was Wüstentage sind weiß aber jede*r, der*die schonmal dabei war! Zuerst ziehen Alle von zu Hause aus, egal ob sie noch bei den Eltern, in der WG mit Freund*innen, mit der Familie oder alleine leben. Stattdessen wohnt man jetzt eine Woche im Otto-Felix-Kanitz-Haus zusammen mit knapp 30 anderen Jugendlichen und jungen Erwachsenen ab etwa 14 Jahren. Die Zimmer werden zu viert oder sechst geteilt, es gibt ein Wohnzimmer zum Abhängen, Filme glotzen, Spiele spielen, einen großen Essensraum, Billardtisch, Kicker und Tischtennisplatte und eine unglaublich gut eingerichtete Küche mit Riesentöpfen und allerlei Großküchengerät, mit dem es gar nicht mehr so schwer ist, 30 Menschen zu bekochen. Das Haus ist also perfekt geeignet, um kollektiv auszutesten, was so möglich ist an Formen des Wohnens und Zusammenlebens…und die Wüstentage zeigen: zusammen klappt’s meistens besser, es ist weniger langweilig, das Essen ist leckerer, alles bringt mehr Spaß und na klar, manchmal gibt’s Streitigkeiten…aber die zeigen doch auch nur, dass wir am Leben sind und uns nicht mit Allem abgefunden haben…und bisher haben wir uns noch immer wieder vertragen.

Mein Freund, der Plan und „Das ist unser Haus!“ (Ton Steine Scherben)

12674165_1120190554657611_966837606_n1Sollte es wirklich mal zu schwerwiegenderen Problemen kommen, die Alle was angehen, dann können diese am Plenum angesprochen werden. Dazu treffen sich täglich alle Mitbewohner*innen, um loszuwerden, was ihnen am Herzen liegt oder um gemeinsam Sachen zu organisieren, zum Beispiel ein Kickerturnier, oder um zu klären, welches Kochteam sich für heute abend eingetragen hat, wer morgen mit Spülen dran ist und wer einkaufen geht. Außerdem klären wir am Plenum ab, welche Workshops oder Vorträge es geben wird. Kurz und knapp: am Plenum geht’s um unser Zusammenleben in unserem Haus. Deshalb darf natürlich auch Jede*r mitreden.

 „Arbeit nervt!“ Deichkind
Und Schule meistens auch. Studium übrigens kaum weniger. Auch wenn wir uns das Leben ganz anders vorstellen, sind wir auch bei den Wüstentagen den meisten Zwängen12695966_505744299615862_1235435627_n weiterhin unterworfen. Deshalb gehen wir eben auch alle unserem Alltag nach, der Eine eben in die Schule, die Andere an die Uni, die Dritte muss zum Jobcenter und der Vierte zur Arbeit. Das nervt natürlich. Allerdings kommt man nach seinen Pflichten nach Hause und kann sich erst mal bei den Anderen auskotzen darüber, was heute blöd lief oder aber  erzählen, was schön war. Außerdem helfen wir uns auch gegenseitig bei so lästigen Angelegenheiten wie Hausaufgaben und dem Lernen für Schulaufgaben oder so… das macht es zumindest etwas angenehmer und leichter. Auch in diesem Jahr haben wir uns ziemlich oft gegenseitig supported, wie zum Beispiel hier im Bild, wo Genosse M. unserer Genossin F. erklärt, was Marx im Fetischkapitel geschrieben und gemeint hat 😉

Bildet euch, bildet Andere, bildet Banden!

12674209_505744276282531_8034073_n2Aber nur weil wir von Schule, Studium und Arbeit oft genervt sind, heißt das nicht, dass wir nichts  lernen wollen…uns interessiert brennend, warum die Welt nicht besonders gut eingerichtet ist, warum es Arm und Reich gibt, warum es Krieg gibt und auch warum es Schule und ihren Stress gibt, der Jeder*n von uns in seinem*ihrem Leben bereits schlaflose Nächte bereitet hat. Unter Anderem zum Thema Schule und Kapitalismus gab es an den Winterwüstentagen 2016 einen Workshop, in welchem wir eben dieser Frage nachgegangen sind. Die Schule soll uns in allererster Linie nach Leistung selektieren und vergleichbar zu machen. Warum sonst sollte es sowas wie Noten oder ein dreigliedriges Schulsystem geben? Dabei ist übrigens auch klar, dass die Note gar nichts darüber aussagt wie schlau oder doof wir sind. Noten sagen uns nur, wie schnell wir im Verhältnis zu unseren Mitschüler*innen einen Lernstoff in uns hineinpressen können. Ob wir das, was wir beim Test aufs Blatt schreiben auch begriffen haben – oder überhaupt begreifen wollen – ist da dann völlig egal.

Was bringt uns also die Schule? Naja, innerhalb des Kapitalismus bringt sie uns zunächst die Chance darauf, uns ausbeuten zu lassen. Und das ist nun auch wieder keine freie Entscheidung, sondern im Kapitalismus notwendig, um an unser Essen, Wohnung und alles was wir wollen und brauchen, ranzukommen. Das wir damit nicht zufrieden sind, dürfte Jede*r verstehen. Uns ist vor Allem wichtig, dass wir begriffen haben, dass nicht wir das Problem sind, wenn wir eine schlechte Note heimbringen, sondern dieses System falsch ist. Und dieses Wissen werden wir nicht für uns behalten.

„Unsere Aufgabe ist es, sich weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht traurig machen zu lassen“ frei nach Adorno

Dass die Welt schlecht eingerichtet ist, ist nicht schwer zu erkennen. Wenn man es erkennt, macht es aber auch manchmal traurig. Und gegen diese Traurigkeit hilft neben dem gemeinsam drüber quatschen, diskutieren, sich wehren und was dagegen tun auch einfach mal Entspannung und Spaß haben. Und der kommt bei den Wüstentagen nie zu 12696099_505745026282456_1389957843_nkurz: was auch kein Wunder ist, wenn 30 Leute zusammen leben. Bei den Winterwüstentagen 2016 hat jemand ein selbsterfundenes Spiel mitgebracht, das vermutlich das witzigste Spiel, das je bei den Wüstentagen gespielt wurde: „Bunker Games“. Außerdem jagten am vorletzten Tag verschiedene Teams mit den öffentlichen Verkehrsmitteln durch Nürnberg, um MR. & MS. X zu finden. Wir haben einfach das Brettspiel Mr.X in real life verwandelt und das Nürnberger U-Bahnnetz zu unserem Spielfeld gemacht. Zum Abschluss der Wüstentage wurden außerdem die selbstgebastelten Pinatas zerdeppert. Ziemlich witzig und vor Allem ziemlich leckere Schoki!

Die nächsten Wüstentage kommen spätestens im Februar 2017. Wenn du mitwillst, check regelmäßig unsere Homepage www.falken-nuernberg.de oder Facebook FALKEN NÜRNBERG oder schreib ne Mail an: buero@falken-nuernberg.de, damit du beim nächsten Mal dabei sein kannst.

FREUNDSCHAFT!

Deine Nürnberger Falken

Hier noch ein paar Eindrücke von den Wüstentagen 2016

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Hobbyloser Genosse M. hat endlich ein Hobby gefunden, der Hauspanda zerschlägt Pinatas und Genossin F. und Genossin V. warten gespannt aufs Plenum.

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Futtern bei den Wüstentagen, die auch deshalb so beliebt sind, weil der Kühlschrank immer voll und immer zugänglich ist.